Fanpolitik

Fuck PMG

Fuck PMG

Noch zu Beginn der Pandemie gab es von vielen Funktionären die Ankündigung, dass sich im Fußball etwas ändern müsse. Ein weiter so darf es nicht geben. Vor zwei Jahren stieg beim FCK die Saar-Pfalz-Invest GmbH ein. In Anbetracht der existenziellen Lage, in welcher sich unser Verein seinerzeit befand, nahmen wir dies mit geballter Faust in der Tasche hin. Wenigstens gestalteten sich die damaligen Verhandlungen noch halbwegs transparent in dem Sinne, dass der kommende Investoreneinstieg absehbar war. Ganz im Gegensatz zu der auf der Jahreshauptversammlung 2020 verkündeten Herabsetzung der 20% Hürde für einen Beiratssitz oder der nun vorgenommenen Grundsatzentscheidung über den Einstieg eines neuen Investors, welche weit über „Geld gegen Anteile“ hinausgeht.

Zur Pacific Media Group: Diese sieht sich als eine Multi-Club-Gruppe und hält Beteiligungen an diversen Vereinen in Europa: FC Barnsley, KV Oostende, AS Nancy, Esbjerg fB, der FC Den Bosch, und der FC Thun. Dabei hat die Pacific Media Group bei Vereinen das Ziel die Mehrheit zu übernehmen sowie Einfluss auf die Entscheidungen des Vereins zu nehmen und diese zu Ihren Gunsten zu lenken. Hier werden Funktionäre in den Vereinen installiert, welche aus den Reihen der Gruppe kommen und in deren Interesse handeln.

Neben der Besetzung verschiedener Gremien in den Strukturen des Vereins besteht die Gefahr der Wettbewerbsverzerrung durch das Verschieben von Spielern zwischen den jeweiligen Teams. Hier gab es in der Vergangenheit erste Versuche Spieler vom KV Oostende nach Nancy zu verschieben. Nebenbei ist der Präsident beider Vereine ein Investor der Pacific Media Group. Vergleichbare Strukturen besitzt Red Bull mit seinen verschiedenen Konstrukten auf der ganzen Welt. Das Aufbauen von sogenannten Farmteams und die Verschiebung einzelner Spieler stellt eine Wettbewerbsverzerrung dar und bietet die Möglichkeit Transferverbote durch Leihen zwischen den verbundenen Clubs zu umgehen. Ebenfalls können die Farmteams bewusst kleingehalten werden und stehen wegen der Verschiebung von Spielern ohne langfristige Perspektive da. Wo also einst das Nachwuchsleistungszentrum die Zukunftsperspektive des FCK war, so ist dieses nun ein weiteres Ausbildungszentrum der Pacific Media Group. Wieso sollte ein Nachwuchsspieler einen langfristigen Vertrag beim FCK unterzeichnen, wenn die Pacific Media Group andere Pläne hat, ihn gar schon bei einem anderen Verein der Gruppe sieht? Dabei handelt es sich nicht um ein Horrorszenario, sondern um die Realität, wie es zuletzt der Fußballprofi Marko Kvasina berichtete, der innerhalb des Netzwerks transferiert werden sollte und ihm mehr Spielzeit in Aussicht gestellt wurde. Ein Transfer, im Sinne der Pacific Media Group, aber nicht im Sinne eines Vereins.

Gleichzeitig zeigt sich, dass die Pacific Media Group auf die Rentabilität der Investitionen fokussiert ist. Welcher Verein zu diesem Ziel führt ist dabei völlig egal. Die Vereine und der Zukauf weiterer Vereine werden lediglich als Möglichkeit gesehen die wirtschaftlichen und sportlichen Interessen der Investorengemeinschaft zu steigern. Das lässt den FCK zum Spielball von Investoren werden – weitere (knapp) 10 % Anteile haben den FCK verlassen und können nun von den neuen Investoren beliebig weiterverkauft werden.
Durch den Einstieg der verschiedenen Investoren dreht der FCK nicht nur weiter an der Stellschraube der Kommerzialisierung und fördert die Abhängigkeit von Unternehmen und Einzelpersonen, er positioniert sich auch grundsätzlich neu. Wo bisher das Ideal des „gallischen Dorfes“ beschwört wurde, verpflichtet man sich nun einem Club-Netzwerk. Der FCK entfernt sich weiter von seinen Fans und überrumpelt diese mit dem Einstieg eines Investors, welcher von den Werten und Idealen des FCK nicht weiter entfernt sein könnte. Dabei wurde diese Grundsatzentscheidung nicht einmal mit den Mitgliedern abgestimmt oder vorgestellt, es bleibt bei einer schmallippigen Pressemeldung. Gerade mit Blick auf die nach wie vor nicht geöffnete Fan-Säule stellt sich die Frage: Was ist das Mitglied noch wert? Es scheint, als hätten die Aufregungen um vergangene Entscheidung der FCK Führung (z.B. Herabsetzung von 20% auf 10% für einen Beiratssitz) dazu geführt, dass man die Kommunikation gegenüber den Mitgliedern noch weiter herunterfährt und noch weniger in Entscheidungen einbinden möchte. Dass Proteste nun entsprechend lauter ausfallen, ist ein hausgemachtes Problem des FCK.

20. März – Fußball für alle!

Die Nachrichten in Sachen Corona haben sich in den letzten Wochen wieder einmal überschlagen. Ab dem 20. März sollen alle „tiefgreifenden“ Corona-Maßnahmen fallen – wie immer gibt es also ein Hintertürchen und das ist nach dem bisherigen Pandemieverlauf auch durchaus verständlich.

Wir wissen heute noch nicht, wie die Lage in den nächsten Wochen und Monaten sein wird. Wir verstehen die Ankündigungen aus der Politik allerdings so, dass die meisten Einschränkungen bald fallen. Das heißt für uns: Wir gehen davon aus, dass auch beim Stadionbesuch wieder Normalität einkehrt. Die Einschränkungen der vergangenen Monate dürfen die Pandemie nicht überdauern. Die letzten zwei Jahre Fußball waren alles, nur nicht unsere Normalität und dürfen auch niemals dazu werden!

An dieser Stelle nehmen wir deshalb die Verbände und Funktionäre in die Pflicht. In den letzten zwei Jahren haben sie sich nicht mit Ruhm bekleckert, aber stetig beteuert, wie wichtig Fans für den Fußball sind. Jetzt ist die Zeit gekommen, sich ebenfalls für einen Fußball ohne Einschränkungen auf allen Ebenen einzusetzen. Dies bedeutet:

– Volle Auslastung der Stadien inklusive der Stehplätze
– Keine Zutrittsbeschränkungen
– Keine Maskenpflicht unter freiem Himmel
– Keine personalisierten oder digitalen Tickets
– 10 % Gästekontingent
– Keine Kompensation der Verluste der Pandemiezeit durch Preiserhöhungen für das Stadionpublikum

Das wäre ein nachhaltiger Schritt für alle Stadionbesucher!

Während sich der Stadionbesuch wieder normalisiert, ist das System des Profifußballs weiterhin kaputt. Deshalb erinnern wir noch einmal an unsere Forderungen für einen nachhaltigeren Fußball, die sich seit Beginn der Pandemie nicht verändert haben. Wir fordern:

– Wettbewerbsfördernde, ligaübergreifende Verteilung der Fernsehgelder!
– Verpflichtende Bildung von Rücklagen, um künftige Krisen besser überstehen zu können!
– Erhalt der 50+1-Regel und ein Ende von Finanzdoping!
– Gehalts- und Transferobergrenzen!
– Beschränkung der Einflüsse der Spielerberater!
– Obergrenzen für Spielerkader!

Groß waren vor zwei Jahren die Lippenbekenntnisse. Groß war die vermeintliche Demut in der finanziellen Not. Verändert hat sich bislang nichts.

Der Fußball braucht Veränderungen. Der Stadionbesuch muss fanfreundlich sein.

Jetzt seid ihr dran: Lasst den Worten Taten folgen.

Fußball für alle!

Die Fanszenen Deutschlands im März 2022

TV-Gelder fair verteilen

Im Frühling sahen sich die Fußballvereine der ersten beiden Ligen ob wirtschaftlicher Zwänge in der Not, den Spielbetrieb schnellstmöglich wieder aufzunehmen. Die zügige Erfüllung der Verpflichtungen gegenüber den TV-Sendern wurde als einzige Möglichkeit ins Feld geführt, um einen wirtschaftlichen Kollaps des Systems Profifußball in Deutschland zu verhindern.

Um hierfür während noch unklarer Pandemielage für Verständnis zu werben, zeigten sich Vereine und Verbände selbstkritisch. Es gebe Fehlentwicklungen, man könne nicht so weitermachen, es brauche neue Rahmenbedingungen für den Fußball.

Dann rollte der Ball wieder, die Saison ging zu Ende, die nächste Spielzeit begann. Reformen? Fehlanzeige! Wenigstens ein Grundsatzbeschluss, der den Willen zur Veränderung bekundet? Fehlanzeige!

Stattdessen Schweigen im Walde bei den großen Protagonisten des „Re-Start“.

Nun steht die Entscheidung über die künftige Verteilung der Einnahmen aus der nationalen und internationalen TV-Vermarktung bevor. Hier hören wir nun endlich einige reformwillige Stimmen aus dem Ligaestablishment. Diese Stimmen sind auch verdammt wichtig. Doch noch bleiben die Forderungen hinter den bekannten Erwartungen vieler Fans, wie dem detaillierten Konzept von „Zukunft Profifußball“, zurück. Die Neuverteilung der TV-Gelder ist gleichzeitig ein Test, ob die Worte im Frühjahr die erwartete Nebelkerze oder doch ehrlich gemeint waren. Eine deutlich gleichmäßigere Verteilung der TV-Gelder kann nicht alle Fehlentwicklungen der letzten 30 Jahre rückgängig machen, aber sie ist ein erster Schritt in Richtung substanzieller Veränderungen. Weitere Reformen zur Förderung eines ausgeglicheneren Wettbewerbs, aber auch eines nachhaltigen Wirtschaftens müssen folgen.

Der Ball befindet sich nach wie vor bei den Funktionären der Vereine und Verbände. Wenn der Fußball als gesamtgesellschaftliches Ereignis eine Perspektive haben soll, tun diese gut daran, die Vorschläge aus den Kurven endlich ernst zu nehmen und als Auftrag zu begreifen.

Fanszenen Deutschlands

Football belongs to the people

Football belongs to the people
Since a few weeks our sport has changed like never before in such a short period of time. Due to COVID-19 outbreaks in many countries all competitions were stopped, some even cancelled. Right now, football is mostly played behind closed doors or with serious regulations for a small amount of spectators. Officials and businessmen are proud of themselves for saving the sport and making football a TV-Show. What they saved is their business, nothing more. What’s still in danger is our way of living and loving football, dedicating ourselves to the clubs we follow and the emotions we bring to the stands. We insist in being a part of this sport. A part which you can’t leave out or reduce to a simple sound option or animated fan choreographies during the next Pay TV broadcast.

Fußball gehört den Menschen
Seit ein paar Wochen hat sich unser Sport in einer kurzen Zeitspanne verändert wie nie zuvor. Aufgrund des Ausbruchs von COVID-19 in vielen Ländern wurden alle Wettbewerbe gestoppt, manche gar abgebrochen. Im Moment wird Fußball meist hinter verschlossenen Toren oder vor stark begrenzten Zuschauerkontingenten gespielt. Offizielle und Business-Vertreter rühmen sich dafür, den Fußball mit Hilfe einer TV-Veranstaltung gerettet zu haben. Das Einzige, was sie damit gerettet haben, ist ihr Business. Weiterhin gefährdet bleibt die Art und Weise, wie wir den Fußball leben und lieben: Unsere Leben unseren Vereinen zu widmen und unsere Emotionen auf die Ränge der Stadien zu bringen. Wir bestehen weiterhin darauf, ein Teil dieses Sports zu sein. Ein Teil, der nicht ausgespart und auf eine einfache Sound-Option oder animierte Fan-Choreographie während der nächsten Pay-TV Übertragung reduziert werden kann.

In der Krise beweist sich der Charakter

Nein, der Fußball befindet sich in keiner Krise – lediglich das Geschäftsmodell derjenigen kommt ins Wanken, die sich daran eine goldene Nase verdienen. Und nicht erst jetzt, aber aktuell mit voller Wucht, bekommt der Profifußball den Spiegel vor die Nase gesetzt, mit welcher Missgunst ein großer Teil der Bevölkerung auf den Profifußball blickt. Wir nehmen wahr, dass sich das Produkt Fußball eine Parallelwelt erschaffen hat, welche viele Fußballfans mit ausufernden Transfer- und Gehaltssummen, einer unersättlich wirkenden Gier nach Profit, Korruption bei Verbänden sowie dubiosen und intransparenten Beraterstrukturen (2017/18 ca. 200 Mio. €) in Verbindung setzen.

Wiederaufnahme des Spielbetriebs

Wir mögen aktuell nicht beurteilen und abschätzen können, wann ein vertretbarer Zeitpunkt gewesen wäre, den Ball wieder rollen zu lassen. Wir bewerten jedoch das Verhalten der Vertreter des Profifußballs als anstands- und respektlos, sich in der aktuellen Krisensituation derart aggressiv in den Vordergrund zu drängen. Der Gedanke, dass sich mit genügend Geld und ausreichender Lobbyarbeit Sonderwege bestreiten lassen, lässt sich leider nicht von der Hand weisen. Ein Vorpreschen bei der Inanspruchnahme routinemäßiger Screenings erachten wir als anmaßend, würden uns doch dutzende andere Institutionen einfallen, bei denen verdachtsunabhängige Testungen mehr Sinn ergeben würden. Übel stößt hierbei nicht die generelle Inanspruchnahme von Testkapazitäten auf, sondern weil sich der Profifußball eine soziale Relevanz anmaßt und eine Sonderbehandlung bewirkt, die in keinem Verhältnis zur aktuellen gesellschaftlichen Rangordnung steht.

Wir hätten vielmehr eine Vorgehensweise erwartet, welche der sozialen Verantwortung und der Vorbildfunktion des Fußballs gerecht wird.

Veränderungen

„Es steht außer Frage, dass künftig Nachhaltigkeit, Stabilität und Bodenständigkeit zu den entscheidenden Werten gehören müssen”. Zwar zeugt die von der DFL getätigte Aussage durchaus von Selbstkritik, zeigt jedoch gleichzeitig auch, nach welchem Maßstab bisher Entscheidungen getroffen wurden und in welchem Ausmaß man von wirtschaftlichen Interessen getrieben wurde.

Es ist jetzt, und nicht erst nach überstandener Krise, an der Zeit, über konkrete Veränderungen im Profifußball zu debattieren und Entscheidungen zu treffen:

1. Wettbewerbsfördernde, ligaübergreifende Verteilung der Fernsehgelder

Der aktuelle Verteilungsschlüssel sorgt dafür, dass die Schere zwischen finanziell starken und schwachen Vereinen immer weiter auseinandergeht. Eine gerechtere Verteilung fördert den sportlichen Wettbewerb und steigert die Attraktivität der Ligen.

2. Rücklagen

Es muss festgelegt werden, dass die Clubs Rücklagen bilden, um zumindest kurzfristige Krisen jeder Art überstehen zu können, ohne direkt vor der Insolvenz zu stehen. Hierbei muss vor allem Rücksicht auf die e.V.-Strukturen genommen und dafür adäquate Lösungen gefunden werden, ohne diese – ebenso wie 50+1, in Frage zu stellen. Schließlich ist der Verkauf von Substanz zur Rettung der Liquidität genau die Denkweise, die zur jetzigen Krise geführt hat. Daher ist der Umstand, dass die 50+1 Regel zum Teil in Frage gestellt wird, aus unserer Sicht vollkommen unverständlich.

3. Gehalts- und Transferobergrenzen

Spielern und Funktionären seien weiterhin wirtschaftliche Privilegien vergönnt. Analog zu Transfersummen sollten jedoch auch diese gedeckelt werden, um aktuelle Auswüchse zu stoppen und dem irrationalen und unverhältnismäßigen Wettbieten entgegenzuwirken.

4. Einfluss durch Berater beschränken

Rund um die Spieler hat sich ein Netzwerk an Profiteuren gebildet, welches für den Sport in keiner Weise produktiv ist. Dieses muss aufgedeckt, reglementiert und eingeschränkt werden.

Wenn man sich auf der Mitgliederversammlung des eigenen Vereins erklären lässt, wie gering der Bruchteil der teils horrenden Ablösesummen ist, der dem eigenen Verein tatsächlich zu Gute kommt, wird schnell sichtbar, dass an diesem System des modernen Menschenhandels einiges nicht stimmen kann.

Zu hoch sind die Beträge, die bei den Transfererlösen bei den Spielerberatern hängen bleiben, deren Handeln im Interesse ihrer Schützlinge oft durchaus angezweifelt werden darf. Hier ist leider zu vermuten, dass oft der Blick auf den eigenen Gewinn, das „Kasse machen”, im Vordergrund steht und Spieler die Clubs öfter wechseln, als das ihrer eigenen sportlichen Entwicklung zuträglich wäre.

Richtig problematisch wird es dann, wenn sich unter den großen Beratungsbüros kartellartige Strukturen bilden, die mit Absprachen unter der Hand die Transferzahlungen in die Höhe treiben. Der freie Markt aus Angebot und Nachfrage ist dann nachhaltig gestört und es entsteht eine Preisspirale, an der der Profifußball kein Interesse haben kann.

Ebenso muss den verschiedenen Investmentfirmen, welche sich an den Rechten der Spielertransfers beteiligen, ein Riegel vorgeschoben werden. Es darf nicht sein, dass sich Privatpersonen unter dem Deckmantel dieser Firmen die eigenen Taschen füllen und die Verbände die Augen verschließen!

Natürlich ist es in Ordnung und Teil des Wettbewerbes Fußball, wenn gute Spieler gute Gehälter erzielen und entsprechende Transfersummen kosten. Spieler sind (leider) auch eine Handelsware. Die Abartigkeiten, die hier aber in den letzten Jahren gewachsen sind, sind nicht Ausdruck eines gesunden Wettbewerbs.

5. Kader begrenzen

Durch aufgeblähte Spielerkader lagern die Vereine „Kapital” auf Ihren Auswechselbänken. Manch ein Verein verpflichtet Spieler nur, damit diese nicht für die Konkurrenz auflaufen können und lässt sie dann auf der Bank oder Tribüne versauern. Vereine, die es sich leisten können, blähen ihre Kader künstlich auf. Dem Motto folgend „was ich habe hat schon mal kein anderer”. Das ist natürlich eine Strategie, gegen die Konkurrenten zu arbeiten. Ob sie sportlich ist, steht auf einem anderen Blatt.

Eine Begrenzung der Anzahl an Spielerleihen ist bereits geplant. Dies gilt es, auf die Reduzierung der Profikader auszuweiten Ein beliebiges Aufstocken mit Nachwuchskräften sollte dennoch jederzeit möglich sein, denn würde es rein um die Absicherung gegen Ausfälle gehen, spricht absolut nichts dagegen, Nachwuchsspieler aus den eigenen Reihen hochzuziehen. In diesem Fall zeugt ein großer Kader mit eigenen jungen Spielern von einer nachhaltigen und guten Nachwuchsarbeit. Dies gilt es in Zukunft vermehrt zu fördern.

Ein „Zusammenkauf” von Profispielern „auf Halde” ist grundsätzlich abzulehnen. Das wird nicht zuletzt den Spielern nicht gerecht, deren Entwicklung dadurch nachhaltig gestört wird.

Wir werden genauestens verfolgen, ob auf die eigenen Worte der Verbandsvertreter und von Funktionären, den Fußball ändern zu wollen, auch Taten folgen. Schluss mit Ausreden und Heraufbeschwören von Unmachbarkeitsszenarien. Wir erwarten eine lösungs- und keine problemorientierte Herangehensweise mit transparenten Arbeitsschritten.

Fanszenen Deutschlands im Mai 2020

Quarantäne für den Fußball – Geisterspiele sind keine Lösung!

Die Frage, wann und in welcher Form wieder Profifußball gespielt werden darf, wurde in den vergangenen Tagen und Wochen viel diskutiert. In der nach wie vor teils unübersichtlichen gesellschaftlichen Situation wurden von verschiedenen Akteuren eine Vielzahl ethischer, epidemiologischer und anderer Argumente ins Feld geführt. Im Folgenden möchten wir uns, als bundesweiter Zusammenschluss der Fanszenen und mit Blick auf die DFL-Vollversammlung, zu dem Thema äußern:

Die Wiederaufnahme des Fußballs, auch in Form von Geisterspielen, ist in der aktuellen Situation nicht vertretbar – schon gar nicht unter dem Deckmantel der gesellschaftlichen Verantwortung. Eine baldige Fortsetzung der Saison wäre blanker Hohn gegenüber dem Rest der Gesellschaft und insbesondere all denjenigen, die sich in der Corona-Krise wirklich gesellschaftsdienlich engagieren. Der Profifußball ist längst krank genug und gehört weiterhin in Quarantäne.

Wir vertreten die klare Position, dass es keine Lex Bundesliga geben darf. Fußball hat in Deutschland eine herausgehobene Bedeutung, systemrelevant ist er jedoch ganz sicher nicht. Beschränkungen, die für vergleichbare Bereiche der Sport- und Unterhaltungsindustrie gelten, müssen auch im Fußball Anwendung finden. In einer Zeit, in der wir alle sehr massive Einschränkungen unserer Grundrechte im Sinne des Gemeinwohls hinnehmen, ist an einen Spielbetrieb der Bundesligen nicht zu denken. Wenn seit Wochen über einen Mangel an Kapazitäten bei CoVid-19-Tests berichtet wird, ist die Idee, Fußballspieler in einer extrem hohen Taktung auf das Virus zu untersuchen, schlicht absurd. Ganz zu schweigen von der Praxis eines Fußballspiels mit Zweikämpfen, eines normalen Trainingsbetriebes in Zeiten von Versammlungsverboten und eines gemeinsamen Verfolgens potenzieller Geisterspiele durch Fans.

Die Rede von gesellschaftlicher Verantwortung und Pläne für exklusive Testkontingente (über 20.000 Stück) für den Profifußball passen nicht zusammen. Wir verstehen, dass Vereinsfunktionäre durchaus rechtliche Verpflichtungen haben, im Sinne des finanziellen Wohls ihres Vereins zu handeln. In einer Situation jedoch, in der die gesamte Gesellschaft und Wirtschaft vor enormen Herausforderungen stehen, ist es für uns nicht nachvollziehbar, dass offenbar sämtliche Bedenken hintenangestellt werden, wenn es darum geht, den Spielbetrieb möglichst lange aufrechtzuerhalten, bzw. erneut zu starten.

Ganz offensichtlich hat der Profifußball viel tieferliegende Probleme. Ein System, in das in den letzten Jahren Geldsummen jenseits der Vorstellungskraft vieler Menschen geflossen sind, steht innerhalb eines Monats vor dem Kollaps. Der Erhalt der Strukturen ist vollkommen vom Fluss der Fernsehgelder abhängig, die Vereine existieren nur noch in totaler Abhängigkeit von den Rechteinhabern.

Die Frage, weshalb es trotz aller Millionen keinerlei Nachhaltigkeit im Profifußball zu geben scheint, wie die Strukturen und Vereine in Zukunft robuster und krisensicherer gemacht werden können, wurde zumindest öffentlich noch von keinem Funktionär gestellt. Das einzig kommunizierte Ziel ist ein möglichst schnelles ,,Weiter so!‘‘, das jedoch lediglich einer überschaubaren Zahl an Beteiligten weiterhin überragende Einkünfte garantiert. Das Gerede von zigtausenden Jobs halten wir schlicht in den meisten Fällen für einen Vorwand, weiterhin exorbitante Millioneneinkünfte für wenige extreme Profiteure zu sichern. Dies zeigt sich auch in der absoluten Untätigkeit des DFB, im Hinblick auf den Fußball unterhalb der 2. Bundesliga. Dass Geisterspiele hier viel stärkere Folgen hätten, als in den Ligen der DFL, wird ausgeblendet. Hauptsache das „Premiumprodukt“ kann weiterexistieren. Hier wird der DFB seiner Rolle nicht nur nicht gerecht, er zeigt auch wiederholt, wessen Interessen er vertritt.

Seit Jahren fordern Fans Reformen für eine gerechtere Verteilung der TV-Einnahmen und kritisieren die mangelnde Solidarität zwischen großen und kleinen Vereinen. Wir weisen auf Finanzexzesse, mangelnde Rücklagenbildung und die teils erpresserische Rolle von Spielerberatern hin. Die Gefahr der Abhängigkeit von einzelnen großen Geldgebern haben wir anhand von Beispielen wie 1860 München, Carl Zeiss Jena und anderen immer wieder aufgezeigt.

Spätestens jetzt ist es aller höchste Zeit, dass sich Fußballfunktionäre ernsthaft mit diesen Punkten auseinandersetzen. Die jetzige Herausforderung ist auch eine Chance: Die Verbände sollten diese Krise als solche begreifen und die Strukturen des modernen Fußballs grundlegend verändern. Es ist höchste Zeit!

In diesem Zusammenhang fordern wir:

-Der aktuelle Plan der DFL, den Spielbetrieb im Mai in Form von Geisterspielen wieder aufzunehmen, darf nicht umgesetzt werden. Wir maßen uns nicht an, zu entscheiden, ab wann der Ball wieder rollen darf. In einer Situation, in der sich der Fußball auf diese Weise so dermaßen vom Rest der Gesellschaft entkoppeln würde, darf es jedoch nicht passieren.

-Eine sachliche Auseinandersetzung mit der aktuellen Lage muss forciert und eine Abkehr vom blinden Retten der TV-Gelder vollzogen werden. Auch ein möglicher Abbruch der Saison darf kein Tabu sein, wenn die gesellschaftlichen Umstände es nicht anders zulassen. In diesem Fall sollten nicht nur Horrorszenarien in Form von drohenden Insolvenzen skizziert werden, sondern Lösungsmöglichkeiten in Form von Förderdarlehen, erweiterten Insolvenzfristen und anderen Kriseninstrumenten, denen sich auch die restliche Wirtschaft stellt, diskutiert werden.

-Eine kommende Lösung muss maximal solidarisch sein. Es darf unter den Vereinen keine Krisengewinner – und verlierer geben. Die Schere zwischen ,,groß‘‘ und ,,klein‘‘ darf nicht noch weiter auseinandergehen. Ausdrücklich schließen wir damit auch die Vereine der dritten Liga und der Regionalligen mit ein, für die Geisterspiele ohnehin keine Option sind.

-Die Diskussion über grundlegende Reformen, um den Profifußball nachhaltiger und wirtschaftlich krisensicherer zu gestalten, muss jetzt beginnen. Sie darf nicht nur von Fans und Journalisten geführt werden, sondern ist die zentrale Aufgabe der Verantwortlichen der Clubs und Verbände. Strukturen und Vereine müssen auf einen finanziell und ideell sicheren Boden zurückgeholt werden. Dabei muss die 50+1-Regel weiterhin unberührt bleiben.

Die Phase einer von der restlichen Gesellschaft komplett entkoppelten Fußballwelt muss ein Ende haben!

Fanszenen Deutschlands im April 2020

Kollektivstrafen zum “Schutze” eines Milliardärs – der DFB zeigt erneut sein wahres Gesicht

In den vergangenen Wochen wurde die Fußballöffentlichkeit erneut Zeuge der Doppelmoral und Demokratiefeindlichkeit der Vertreter des sogenannten “modernen Fußballs”. Ihren Höhepunkt erreichte die Absurdität vorerst am vergangenen Wochenende.

Sich gegenseitig übertreffend fabulierten Dietmar Hopp, Karl-Heinz Rummenigge und der DFB selbst, neben abgehalfterten D-Prominenten des Fußballs über “Würde”, “Moral” und “Respekt”. Dieselben Personen, die im Falle Hopp daran arbeiten, dass der Fußball der Zukunft von hochgezüchteten Retortenvereinen mit unkritischem Klatschpublikum beherrscht wird und der ungebetenen Meinungen gerne mit einem Hochfrequenzgerät begegnet, welches Körperverletzungen nach sich zieht. Oder die, im Fall Rummenigge, Trainingslager in Katar abhalten, einem Land, welches Menschenrechte und somit die oben erwähnten Werte mit Füßen tritt. Ein Land, welches auch aufgrund der DFB-Funktionäre die Weltmeisterschaft 2022 austragen wird. In Anbetracht der nicht aufgeklärten gekauften WM 2006 ist auch hier davon auszugehen, dass sich die Herren das einige teure Uhren haben kosten lassen.

Diese moralisch alles andere als integren Personen und Strukturen wollen uns Fans nun erzählen, was Anstand ist und stören sich an der zugespitzten Wortwahl, mit der wir unsere Kritik äußern. Nur, wenn es keine Möglichkeit gibt, grundlegende Veränderungen im deutschen Fußball zu erreichen, müssen wir eben zu drastischeren Maßnahmen greifen. Dass es keine andere zielführende Möglichkeit gibt, haben die von uns geführten Gespräche mit den Verbänden gezeigt, die letztlich nicht mehr waren als ein großer Scheindialog.

Die tatsächliche Schande der vergangenen Wochen liegt im Verhalten der Verbände, allen voran des DFB. Zuerst wurden die öffentlichkeitswirksam ausgesetzten Kollektivstrafen wieder eingeführt. Wohlgemerkt, in einer von einem Fußballverband geschaffenen Paralleljustiz. Diese verfassungswidrige Art der Bestrafung ist mit unserem Verständnis von Demokratie nicht in Einklang zu bringen. Indem der DFB diese nun wieder ausspricht, offenbart er nicht nur erneut sein verzerrtes Bild von Rechtsstaatlichkeit, sondern beweist auch eindrücklich, dass er nur solange an Veränderungen und Dialog interessiert ist, solange sein Geschäft nicht ernsthaft gestört wird. Nicht einmal die wenigen Fanorganisationen, die noch mit dem DFB im Dialog stehen, wurden über die “neue Linie” des Verbandes informiert, geschweige denn, deren Meinung eingeholt. Der DFB zeigt wiederholt, dass er kein ernsthaftes Interesse an einem Dialog mit Fans verfolgt. Unter Fritz Keller scheint sich auch hier leider nichts zum Positiven verändert zu haben.

Darüber hinaus sollen von nun an zum Wohle eines Milliardärs sämtliche “Diskriminierungen” und “Beleidigungen” sanktioniert werden, bei Wiederholungen droht ein Spielabbruch. Eine Selbstoffenbarung seiner eigenen Unabhängigkeit lieferte der DFB bereits, in dem er im Vorfeld des Spieltags eine Einflussnahme von Vereinsfunktionären und Absprachen zuließ. Der erste Spieltag mit dieser Regelung hat gezeigt, worum es den Verantwortlichen und dem DFB wirklich geht, um schlichte Zensur. Anders ist die Unterbrechung in Meppen nicht zu erklären. Auch, wenn die Verbände jetzt wieder ein Stück weit zurückrudern, zeigt sich klar, in welche Richtung es gehen soll und wird.

Wir sind nicht gutgläubig und waren es auch nie. Und so lassen wir uns auch diesmal nicht blenden. Es geht hier weder um antirassistisches Engagement, noch um Diskriminierung und schon gar nicht um Anstand und Werte. In diesem Falle hätte sich der DFB in der Vergangenheit entschiedener, auch im eigenen Dunstkreis, positionieren müssen. Dieses geschah, wie zu erwarten nicht. Es geht schlichtweg um die Bekämpfung unserer Fankultur und unserer Werte. Die Profiteure des Geschäfts “Fußball” versuchen mit diesem scheinbar verfänglichen Thema die Fankurven zu spalten, um letztlich die aktiven Fanszenen zu entfernen. Denn diese sind es, die stets den Finger in die Wunde legen und sich für demokratische Vereine, effektive Mitbestimmung im Fußball, für den Erhalt der 50+1 Regel, für bezahlbare Eintrittskarten und fangerechte Anstoßzeiten einsetzen und somit letztlich für das, was uns Fans die Identifikation mit diesem Sport noch halbwegs gelingen lässt.

Aber dieses Engagement ist dem DFB und seinen Verbündeten ein Dorn im Auge, welchen es zu bekämpfen gilt. Diesen Kampf nehmen wir auch weiterhin gerne an, denn wir haben keine andere Wahl, als ihn zu führen, wenn wir unseren Fußball zumindest teilweise noch erhalten wollen. Dieser Kampf kann plakativ, zugespitzt und provokant geführt werden oder tiefgründig und differenziert – wichtig ist, dass wir ihn führen!

Denn wir Fans sind die Basis und die Seele des Fußballs und wir lassen uns weder von Kollektivstrafen, noch von Spielunterbrechungen davon abhalten, für unsere Sache einzustehen.

Wir fordern und erwarten daher:

• Kollektivstrafen abschaffen! Es wird Zeit, dass der DFB sein mittelalterliches Rechtsverständnis für alle Zeit hinter sich lässt und Kollektivstrafen nicht nur aussetzt, sondern seine Rechts- und Verfahrensordnung diesbezüglich ändert und damit das Instrument der kollektiven Bestrafung abschafft. Im gleichen Zuge erwarten wir die sofortige Aufhebung der gegen Borussia Dortmund ausgesprochenen Zuschauerausschlüsse.

• Die wirklich hässlichen Gesichter des Fußballs bekämpfen! Der Fußball ist kaputt. Wirtschaftliche Interessen werden hofiert, das System sorgt dafür, dass reiche Clubs immer reicher werden, in den Verbänden steht Korruption an der Tagesordnung und um Menschenrechtsverletzungen schert man sich einen Dreck. Nicht erst seit den “Football Leaks”- Enthüllungen ist bekannt, dass Verbände und Vereine sich an diesen Zuständen nicht stören – im Gegenteil, sie fördern sie sogar. Hier muss endlich gegengesteuert werden, sollte den Herren wirklich etwas am Fußball liegen!

Wer nur am maximalen Profit orientiert ist, Werte deshalb nur zu seinem (Wettbewerbs-)Vorteil benennt und sich mit jahrelanger Kritik von Fans nicht ehrlich auseinandersetzt, macht sich lächerlich, wenn er sich als Hüter der Moral inszeniert. Wir Fans werden die Praxis vom letzten Spieltag nicht einfach so hinnehmen und im Zweifel weiter Unterbrechungen und auch Abbrüche in Kauf nehmen.

Fick dich DFB!

Fanszenen Deutschlands im März 2020

Achtungserfolge

Als Achtungserfolg bezeichnet man gemeinhin einen kleineren Sieg, der im Gesamtzusammenhang keine größere Bedeutung hat. Damit lässt sich auch die aktuelle Situation der Fanszenen Deutschlands ganz treffend beschreiben. In der DFL-Versammlung wurde der Erhalt von 50+1 beschlossen und durch deutlich sichtbare Proteste in den Stadien scheint sich das Problem der Montagsspiele in der 1. und. 2. Bundesliga mit der nächsten TV-Rechtevergabe zu erledigen.

Trotz klarer Entscheidung zur Beibehaltung der 50+1-Regel, ist sie nach wie vor Angriffen ausgesetzt und auch der Weg von der Abschaffung der Montagsspiele hin zu generell fanfreundlichen Anstoßzeiten ist noch weit. Genau der richtige Zeitpunkt, nochmals an unsere Positionen zu erinnern:

Anstoßzeiten
• Montagsspiele müssen in allen Ligen abgeschafft werden. Keine englischen Wochen mehr. Freitags und im DFB-Pokal nicht vor 19.30 Uhr, am Wochenende nicht vor 14 Uhr, sonntags nicht nach 15.30 Uhr und Einhaltung der 300-km Klausel für Randspieltage.

50+1
• 50+1 faktisch und dem Sinn nach erhalten, keine Aufweichung, keine weiteren Ausnahmen. Die klare Position zu 50+1 ist von den Vereinen auch gegenüber dem Kartellamt zu vertreten.

Stadionverbote
• Verzicht auf das „Breitbandantibiotikum“ Stadionverbote. Vereine und Verbände maßen sich hier Zuständigkeiten weit über ihren Hausrechtsbereich hinaus an. Ein Stadionverbot ist eine Strafe ohne offenen Rechtsweg.

Sportgerichtsbarkeit
• Abkehr von der sogenannten Sportgerichtsbarkeit. Transparenz und Vergleichbarkeit der Strafen sind in der momentanen Praxis nicht ansatzweise gegeben.

Fanmaterialien
• Freigabe aller Fanmaterialien in allen deutschen Ligen. Verbote schaffen sinnloses Konfliktpotential.

Videobeweis
• Abschaffung des Videobeweises. Emotionen unter Vorbehalt entwerten das Stadionerlebnis.

Transparenz
• Des Weiteren müssen DFB, DFL und Vereine endlich offen, zeitnah und verbindlich zu fanrelevanten Themen kommunizieren. Beispielsweise muss das Abstimmungsverhalten bei Verbandssitzungen den Vereinsmitgliedern transparent gemacht werden. Ebenso wie anstehende Themen und Entscheidungen, nur so ist echte Meinungsbildung innerhalb der Vereine möglich.

Es hat gerade erst begonnen!

Die Fanszenen Deutschlands im Januar 2019

Bundesweite Proteste vom 30.11. bis 3.12.

Die jüngsten Veröffentlichungen zu Super-League-Plänen und anderen geheimen Deals in den Hinterzimmern der Manager sollten auch den letzten Zweiflern vor Augen geführt haben: Die heutige Fußballwelt hat mit Werten wie Fairness und Solidarität rein gar nichts mehr zu tun.

Finanzstarke Klubs umgehen im großen Stil Regelungen und werden bei ihren Bestrebungen nach immer mehr Profit ungeniert von führenden Funktionären hofiert und sogar noch vor Sanktionen geschützt. Die Schere zwischen arm und reich geht dabei immer weiter auseinander. Verlierer dieser Entwicklung sind neben den tiefer spielenden Vereinen der sportliche Wettbewerb im Gesamten und insbesondere wir Fans.

Es zählen vor allem Rendite und die Generierung von noch mehr Geld. DFB und DFL demonstrieren dies seit längerem, zuletzt unter anderem durch Anstoßzeiten fürs TV, die fundamental entgegen den Belangen von uns Stadiongängern stehen. In allen oberen Ligen finden nun Spiele am Montagabend statt, seit letzter Saison sogar in der ersten Bundesliga. Diese Entwicklung darf von uns Fans nicht hingenommen werden, denn nur wir können mit geschlossenem und starken Protest diesem Trend entgegenwirken! Im Sinne eines Fußballs für die Fans und nicht eines des finanziellen Profits.

Die Vorbereitungen für die nächste Ausschreibung der TV-Rechte sind in vollem Gange. Unsere Forderung an die Vertreter der Vereine in der DFL ist klar: Schafft die Montagsspiele und die Anstoßzeiten unter der Woche ab!

Wie die Anstoßzeiten in den kommenden Spielzeiten gestaltet werden, liegt auch in unserer Hand. Als Fans und Mitglieder haben wir ein Recht darauf zu erfahren, wie unsere Vereinsvertreter auf DFL-Sitzungen entscheiden. Nur mit umfangreicher Transparenz kann Abstimmungen und dubiosen Deals in Hinterzimmern entgegengewirkt werden.

Am 13.Spieltag hat die DFL erneut ein Erstligaspiel auf den Montagabend gelegt, zudem findet in der 3. Liga unter der Regie des DFB, wie fast jeden Montag, eine Partie statt. Am Wochenende rund um diesen Spieltag wird es daher zu bundesweiten Protesten in den Fankurven kommen:

Wir werden die komplette erste Halbzeit auf organisierten Support verzichten.

Ein wirksamer Protest kann nur gemeinsam funktionieren. Selbstverständlich fällt es niemandem leicht, die eigene Mannschaft in dieser Zeit nicht zu unterstützen. Allerdings besteht die riesige Chance auf entscheidende Veränderungen, die den Fußball endlich wieder in eine positive Richtung lenken würden. Aus Kreisen der Vereine ist zu hören, dass die Abschaffung der Montagsspiele und englischen Wochen als durchaus realistisch eingeschätzt wird. Selbst das Montagsspiel der zweiten Liga steht zugunsten eines Alternativtermins am Samstagabend zur Diskussion. Also lasst uns aktiv werden und unseren Forderungen Nachdruck verleihen. Wir holen uns unser Spiel zurück!

Offener Brief an DFB, DFL und Ligavertretung

Sehr geehrte Damen und Herren des DFB, der DFL und der Ligenvertretung,

am vergangenen Samstag kamen die Fanszenen Deutschlands zusammen um das mit Ihnen sehr konstruktiv geführte Gespräch vom 09.11.17 zu reflektieren.

Wir begrüßen ausdrücklich, dass der DFB in punkto Fanutensilien kurzfristig Klarheit, Verbindlichkeit und Gleichheit schaffen wird. Fanutensilien sind ein unverzichtbarer Teil der Fankultur und kein Sicherheitsrisiko. Vielmehr sorgen die Verbote und Einschränkungen von Fanutensilien für unübersichtliche Einlasssituationen und Konfliktpotential. Dass damit nun endlich Schluss ist, ist ein guter, wenn auch überfälliger Schritt in die richtige Richtung.

Zudem begrüßen wir die Initiative des DFB Präsidenten Reinhard Grindel in Zukunft keine Stadionverbote bei potentiellen Vergehen auf den Anfahrtswegen auszusprechen. Der “Fußballzusammenhang” ist ein konstruierter Begriff, der einem Freifahrtschein gleichkommt. Zudem werden Stadionverbote immer noch, bereits bei einer Einleitung eines Ermittlungsverfahrens und damit vor dem Feststehen einer Tatbeteiligung, ausgesprochen. Dies zumindest bei Vorkommnissen auf den Anfahrtswegen nun nicht mehr zu tun, ist ein weiterer Schritt in die richtige Richtung, den wir als unverzichtbare Grundlage sehen um das Gesamtkonstrukt Stadionverbote zukünftig weiterführend kritisch diskutieren zu können. Zwingend logisch und notwendig erscheint es uns in diesem Zusammenhang allerdings, bereits massenhaft erteilte Stadionverbote für potentielle Vergehen außerhalb der Stadionsphäre mit sofortiger Wirkung aufzuheben.

Trotz dieser Teilerfolge, die weitestgehend aus dem gemeinsamen Einvernehmen erfolgt sind, sehen wir weiterhin massiven Diskussionsbedarf. Insbesondere die Themen Fanrechte, Anstoßzeiten, “50+1” und Sportgerichtsbarkeit sind aus unserer Sicht kaum oder nur unzureichend besprochen worden. Wir werden Ihnen hierzu bis Anfang Dezember ein gemeinsames Positionspapier zukommen lassen, mit der Erwartung, dass dieses u.a. beim nächsten DFB-Bundestag am 08. Dezember diskutiert wird.

Die Fanszenen Deutschlands im November 2017