Überall in Europa müssen Fußballfans Einschränkungen ihrer Rechte hinnehmen, sei es in Bezug auf die Bewegungsfreiheit am Spieltag oder beispielsweise bei der Mitnahme der Fanutensilien. Diese und weitere Maßnahmen erschweren uns Fans einen unbeschwerten Stadionbesuch und sorgen oftmals für Wut, Unverständnis und Diskussionen. Darum erklären wir uns ausdrücklich solidarisch mit dem Forderungskatalog der “Football Supporters Europe” und werden dies beim Heimspiel gegen Bremen auch mittels eines Spruchbandes untermauern: Rettet die Fankultur!
FSE Stadion-Aktionstage vom 29.4 – 16.5. 2011
Exzessive und unverhältnismäßige Interventionen, ungerechte Ingewahrsamnahmen, Verbot von Fahnen oder Banner ohne ersichtlichen Grund, willkürliche Stadionverbots-Verfahren und schlimmstenfalls die Bestrafung von ganzen Fanszenen oder -gruppen für das Fehlverhalten von zumeist einer verschwindenden Minderheit von Einzelpersonen…Praktisch alle Fans haben bereits das ein oder andere erfahren. Viele erleben es regelmäßig, einige sogar bei fast jedem Spiel, andere wiederum nur bei ihren Heimspielen.
Aufgrund vieler dieser Negativerfahrungen wird Polizei oft nurmehr als „Feind“ wahrgenommen, anstatt als Stelle, die dazu da ist uns zu beschützen und für unsere Sicherheit im Fußball zu sorgen – wie es ihre Aufgabe ist. Für viele Fans ist dies alles wiederum nur eine weitere Erscheinung des „modernen Fußballs“. Repression und kollektive Stigmatisierung von Fans als Problem auf Seiten der Polizei, Behörden und Vereine ist trauriger Teil der Erlebniswelt zahlreicher Fans.
Das Leben innerhalb der Stadien hat sich verändert. Steigende Kommerzialisierung in den vergangenen Jahren hat zu einer immer größer werdenden Abhängigkeit der Vereine und sogar ganzer Ligen von ihren verschiedenen privaten Sponsoren geführt – Fernsehsender, Finanzgruppen, reiche Investoren etc. Neue Gesetze und Regularien, jeweils mit dem Vorwand der Erhöhung der Sicherheit in den Stadien oder der Bekämpfung „ungewollter Elemente“ wie Pyrotechnik, haben immer strengere Kontrolle oder Restriktionen für Fans in ganz Europa zur Folge. Im Allgemeinen werden derzeit überall in Europa neue und noch strengere Regularien eingeführt oder zumindest in Betracht gezogen – z. B. neue, verbesserte Kameraüberwachung oder spezielle Ausweise für Fans. Viele Fans sehen sich auch immer noch mit einer alltäglichen Präsenz von Polizei im Stadion konfrontiert, oder aber mit nicht ausgebildeten Ordnern, in beiden Fällen ohne Erfahrung in Deeskalations-Strategien. Die Förderung von Selbstregulierung, indem man Verantwortung an die Fans zurückgibt, anstatt sie nurmehr als passive Konsumenten zu behandeln, wird in der Regel nicht als Option gesehen. Kollektive Bestrafung ganzer unschuldiger Fanszenen, z.B. durch Spiele vor leeren Rängen – für die Taten einer kleinen Minderheit – sind Teil der offiziellen Sanktionierungsmaßnahmen, tausende Fans bekommen jedes Jahr Stadionverbote, oft ohne Beweise oder sogar als Präventivmaßnahme gegen ganze Fangruppen.
Trotz der existierenden Situation, sind es doch wir, die Stadiongänger, die leidenschaftlichen Fans aus ganz Europa, die das “LEBENSELIXIER” des Fußballs sind, und deshalb sollten wir unsere Stimme erheben. Es liegt an uns, dort aufzubegehren, wo es nötig ist und die existierende Behandlung als Bürger zweiter Klasse – schlicht weil wir Fußballfans sind – abzulehnen. Wir müssen gegen diese immer weiterreichenden repressiven Sanktionsmaßnahmen angehen. Es ist Zeit, sich zu organisieren und gemeinsam für ein Ziel zu arbeiten: unsere Fankultur zu retten.
Wir als aktive Stadiongänger und leidenschaftliche Fans aus ganz Europa:
- Fordern Vereine, Ligen und Fußballverbände auf, die Einführung von Fanausweisen zu stoppen
- Fordern die verantwortlichen Behörden auf, Gesetze und Gesetzesvorhaben zur Kennzeichnungspflicht für Polizei über individuelle Nummern aktiv zu unterstützen
- Fordern verantwortliche Stellen auf, die Einführung von ausgebildeten Ordnern statt Polizei im Stadion voranzutreiben
- Unterstützen die Ausarbeitung von transparenten, liberalen und verhältnismäßigen Regularien zur Verwendung von Fandevotionalien, wie Fahnen, Banner und anderes Tifo-Material innerhalb der Stadien, in engem Austausch mit den Fans
- Wollen Selbstregulierung unter Fans fördern und fordern UEFA, nationale Verbände, Vereine und Behörden auf, alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um entsprechende Entwicklungen zu unterstützen.
Wir als Fußballfans wollen die Spiele und den Support für unser Team in einer freien, gastfreundlichen und leidenschaftlichen Stimmung genießen können. Wenn wir angehört werden und berücksichtigt werden, sind wir Teil der Lösung, nicht das Problem! Lasst uns zeigen, wie bunt die Fankultur ist, die sie riskieren zu verlieren! Bastelt eine Choreograpie, haltet Banner hoch, verteilt Flyer und Infos unter Fans und bindet Eure Gruppe ein, oder Eure ganze Kurve und Eure Freunde. Werdet aktiv und macht mit bei den Europäischen Stadionaktionstagen „Save Fan Culture!„ („Rettet die Fankultur!”), indem Ihr diesen Slogan auf Euren Bannern, Flyern und bei Euren Aktionen vom 29. April bis 16. Mai 2011 verwendet. Jede/r kann mitmachen, der unseren FSE Kernprinzipien zustimmt und sie unterstützt.
Es liegt an uns, Polizeirepression in Frage zu stellen und gemeinsam für eine einzelfallbezogene, faire und transparente Behandlung von Fans in Europa einzustehen.Es liegt an uns, uns zu vereinen und zu zeigen, wie viele wir sind und unsere Meinung sichtbar zu machen um die Fankultur zu retten! […]
Quelle: Football Supporters Europe